Ich selbst habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, wie und vor allem wann eine Blumenwiese zu schneiden ist. Das lag meiner Meinung nach vor allem an der merkwürdigen Darstellung und Erklärung der Zusammenhänge. Deshalb versuche ich mir hier an einer einfachen Erklärung für Leute wie mich.
Zunächst ist es wichtig, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich eine Wildblumenwiese erhalten, oder entwickeln kann:
Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen oben, gibt es verschiedene Schnittmethoden, die sich Sachen Ästhetik, Arbeitsaufwand bzw. Kosten sowie Nutzwert für höhere Tiere (zum Beispiel Vögel) unterscheiden.
Die gängigste Mahdmethode ist die zweischürige Mahd.
Bei der zweischürigen Mahd erfolgt eine Mahd (mit Abtragen des Schnitts) irgendwann vor dem 15. Juli. Dieses Datum ist wichtig, denn nach dem 15. Juli ist für die Blumen noch genug Zeit, bis zum Herbst eine neue Blüte und auch neue Samen zu bilden. Sollte die erste Mahd nach dem 15. Juli erfolgen, kann dies nicht mehr garantiert werden. Da auch bis zum 15. August keine Samen gebildet worden sind, könnte sich die Wiese nicht erhalten.
Der entscheidende Grund für die zweischürige Mahd liegt in der Ästhetik: Die Blüte einer Blumenwiese ist vorübergehend und von kurzer Dauer. Durch die Mahd bis 15. Juli kann die Blühzeit auf 2 Zeiträume mit insgesamt längerer Dauer verlängert werden. Dies ist auch von Vorteil für viele Insekten, da durch diese Methode im Spätsommer noch einmal viele Blüten mit Nektar angeboten werden, die sonst nicht vorhanden wären.
Die einschürige Mahd hat für höhere Tiere (vor allem Vögel) einen höheren Nutzwert. Auch die Kosten sind, durch den halbierten Arbeitsaufwand, geringer.
Hier bilden sich bereits im Hochsommer ab August die Samenstände. Vögel und andere Tiere können sich von den Samenständen ernähren. Allerdings spricht das Erscheinungsbild der Blumenwiese ab diesem Zeitpunkt das ästhetische Empfinden vieler Betrachter weniger an. Sie ist hauptsächlich braun und wirkt vertrocknet oder abgestorben. Dies bedeutet manchmal eine Herausforderung für die Akzeptanz der Blumenwiese. Auch für Insekten ist diese Mahdmethode bedingt geeignet, da zwar im Hochsommer ein üppiges Angebot an Blüten vorhanden ist, dagegen im Spätsommer nur noch für die Ernährung der meisten Insekten nutzlose Samenstände vorhanden sind.
Die dreischürige Mahd ist vor allem dann sinnvoll, wenn das Verhältnis von Blumen zu Gras in einer Blumenwiese durch falsche Pflege oder andere Probleme wie Stickstoffeintrag zu gering geworden ist. Das wiederholte Abtragen der Pflanzen entzieht der Fläche Stickstoff und schwächt die Gräser zu Gunsten der Blumen.
Der Zeitraum für das Ausreifen der Samen im Herbst ist knapp bemessen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass er oft noch ausreicht. Der Vorteil, dass das Gras zurückgedrängt wird, überwiegt hier die Risiken. Der Arbeitsaufwand mit dieser Methode ist hoch. Allerdings eignet sich die Methode auch, um einen bestehenden Rasen langfristig (über 10 Jahre) in eine Blumenwiese zu verwandeln, ohne die hohen Kosten einer Neuanlage mit umgraben, abmagern und einsähen in Kauf nehmen zu müssen.
In den meisten Fällen kann eine Kombination aus der einschürigen und zweischürigen Mahd empfohlen werden: Die Wiese wird in zwei Bereiche, sagen wir einmal “links” und “rechts” unterteilt. Dann wird in einem Jahr “links” zwei mal gemäht und “rechts” nur einmal. Im nächsten Jahr wird dann “links” nur einmal und “rechts” zweimal gemäht. Dann wiederholt sich das Spiel von vorn. Dies hat den Vorteil, dass die Zeit maximiert wird, in der die Wiese zumindest in einem Teil für die Betrachter attraktiv ist, aber es wird auch ein hoher Nutzwert für Vögel und auch Insekten erzielt.
Es ist grundsätzlich auch möglich, Blumenwiesen nur alle paar Jahre zu mähen. Der ökologische Nutzwert solcher Wiesen ist auf Magerstandorten sehr hoch. Sollte der Standort zu fett sein, droht aber der Aufwuchs beziehungsweise die Vermehrung unerwünschter Pflanzen. Auch die Attraktivität für menschliche Tiere nimmt bei dieser Methode ab.