In meiner Gemeinde (Nordstemmen, Niedersachsen) gibt es einen sogenannten Energiemonitor, auf dem der lokale Energieversorger Avacon behauptet, die Gemeinde würde sich beim Stromverbrauch weitgehend aus vor Ort erzeugten “regenerativen Energiequellen” versorgen. Das klingt erst einmal höchst erfreulich. Allerdings wird der Hauptteil dieser Energie mittels Biogaskraftwerken erzeugt, welche Biogas mittels Vergährung von Gülle aus der Massentierhaltung herstellen.
Des Weiteren ist zu beachten, dass im Rahmen der Umstellung der dezentralen Wärmeerzeugung (Wärmepumpen) und Mobilität (Elektrofahrzeuge) der Strombedarf in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. Ich habe dazu eine Studie vom Fraunhofer-Institut gefunden. Darin wird prognostiziert, dass wir 2050 in Deutschland 992 TWh Strom erzeugen müssen (wobei dann noch 1.116 TWh in den globalen Süden outgesourct werden sollen, mal sehen wie gut das klappt…). 2022 lag der inländische Stromverbrauch bei 549 TWh. Das heißt, der Stromverbrauch wird um 80% zulegen. Alle Verbraucher in der Gemeinde Nordstemmen hatten 2022 einen Gesamtstromverbrauch von 39,59 GWh (laut Datenexport Energiemonitor Avacon). Wir müssten hier also 2050 ca 71 GWh produzieren. Ein modernes Windrad kann unter guten(!) Bedingungen 15 GWh pro Jahr produzieren. 2022 wurden hier 5 GWh Strom mit Windkraft erzeugt. Das heißt wir brauchen zusätzlich mindestens 4, besser 5 moderne Windräder in der Gemeinde. Der Standort ist sehr gut für Windenergie geeignet.
Wir brauchen also mehr Strom und möchten diesen möglichst effizient und CO₂-neutral erzeugen. Auf welche Form der Erzeugung sollten wir also setzen?
Ich habe die SAB WindTeam GmbH in Kiel angeschrieben, weil die eine neue Anlage mit Windrädern in Bockenem bauen. Das ist eine Gemeinde im Landkreis Hildesheim. Interessanterweise nennt auch die SAB WindTeam GmbH die Zahl 15 GWh pro Jahr und Windrad. Sie hätten den Wind ein Jahr lang gemessen und das dann entsprechend hochgerechnet. Insofern schon einmal ein Indiz dafür, dass die Rechnung oben nicht total abwegig ist. Versiegelt werden bei der Anlage in Bockenem 3,5 Hektar, also 0,5 Hektar pro Windrad. Damit erzeugt diese Anlage 3000 kWh/m²a. Laut Hersteller ist die Herstellungsenergie nach 6,5 Monaten wieder drin, die Kraftwerke laufen aber 40(!) Jahre(!). Damit kommen wir auf einen Flächenverbrauch von 3000 kWh/m²a.
Bei der Fotovoltaik ist eine wichtige Kenngröße die Spitzenleistung, welche in kWp(eak) gemessen wird. Für 0,2kWp braucht man 1qm Solarpaneel. 1kWp bringt (im günstigsten Fall) 1.000 kWh/a. Also kommt Fotovoltaik auf lächerliche 200 kWh/m²a. Das heißt, ein Windrad erzeugt pro m² das 15-fache an Energie. Oder anders gesehen: Wir müssten hier in der Gemeinde statt 2,5 Hektar mit Windrädern, 37,5 Hektar mit Fotovoltaik versiegeln!
Bei “Bio”-Gas wird organisches, stickstoffhaltiges Material (grünes Material im Sinne der Kompostierung) unter Luftabschluss vergärt, wobei Methan entsteht. Dieses wird in Kraftwerken zur Stromerzeugung verbrannt. Die Ausgangsmaterialien für diesen Prozess sind hauptsächlich Gülle aus der Tierhaltung. Die Tierhaltung benötigt erhebliche Mengen an Futtermitteln, Heizung, Beleuchtung, Transport mittels LKW (Verbrenner) usw. Die Futtermittel werden größtenteils mithilfe von mineralischen Dünger erzeugt. Der Stickstoff in diesem Dünger wird über das Haber-Bosch-Verfahren aus der Atmosphäre fixiert. Dies geht nur mit erheblichem Energieaufwand, die meiste Energie kommt hierbei gängigerweise aus fossiler Energie. Die Flächen, auf denen diese Futtermittel angebaut werden, sind ökologisch tot. Sie könnten schnell und einfach zu Urwald renaturiert werden. Das Bedürfnis der Menschen nach Versorgung mit Protein könnte mit Soja-Produkten ohne diesen ganzen Unfug erledigt werden und der Aufwand dafür wäre im Vergleich zu Schweinefleisch um Faktor 5 geringer und im Vergleich zu Rindfleisch sogar um Faktor 80. Alleine das reicht für mich, diese “Technologie” als historischen Irrtum zu verwerfen.
Aber schauen wir uns doch einmal den Flächenverbrauch an. Er beträgt 5.000 m² pro kW der Anlage. Damit kommen wir auf 1,752 kWh/m²a. Damit verbraucht diese “Technologie” 1.700-mal so viel Fläche wie Windenergie. Oder anders ausgedrückt: Um den Energiebedarf des Jahres 2050 in unserer Gemeinde zu decken, müssten wir auf 4280 Hektar oder 42,8 km² Energiemais anbauen. Zum Vergleich: Die Gemeinde hat ca 60 km² Fläche.
Womöglich sind die obigen Zahlen etwas abstrakt, deshalb hier eine graphische Darstellung der Unterschiede.
Meinetwegen kann man Dachflächen, die ohnehin nicht anders genutzt werden können mit Solarmodulen belegen (werde ich bei meinem Neubau auch machen). Aber in die Fläche darf man diese Technologie auf keinen Fall bauen! Dort darf ausschließlich Windenergie errichtet werden. Dazu sind Speicherkapazitäten für Flaute-Zeiten vorzuhalten und die diesbezügliche Forschung zu stärken. “Bio”-Gas ist absurder Quatsch und gehört abgeschafft bzw. verboten. Auf jeden Fall darf es nicht mehr gefördert werden.